Makrofotografie

 

ist wie das Leben unter einer Lupe mit der Sicht durch die Lupe. Die Lupe kann dabei im fotografischen Sinne ein Makroobjektiv, eine Nahlinse, ein Balgengerät, ein Zwischenring oder ein Objektiv in Retrostellung sein. Ich möchte mich hier auf die Verwendung von einem Makroobjektiv beschränken, denn es bietet die vielfachsten und einfachsten Möglichkeiten um zum Erfolg zu kommen. Zudem bleiben alle Kamerafunktionen und Automatiken erhalten.

 

Denn wie will man z.B. mit einer Nahlinse (die durchaus brauchbare Ergebnisse liefern kann) in einem Abstand von 10cm ein Fluglebewesen fotografieren? Bevor man sich ihm noch so langsam nähert wird es die Flucht ergreifen. Und weitere Hilfsmittel wie Kältespray oder Duft- oder Klebstoffe lehne ich für solche Aufnahmen grundsätzlich ab.

 

Makroaufnahmen eignen sich besonders bei ruhenden Gegenständen, egal ob es sich um Details von Gebäuden oder Maschinen oder um Lebewesen handelt. Sie dürfen nur keine Eigenbewegung zeigen, denn sonst hat man nicht den Hauch einer Chance auf ein halbwegs gutes Bild. Zudem ist bei Makroaufnahmen die Schärfentiefe oft nur wenige mm groß, so dass nur ein geringer teil des Objektes scharf abgebildet wird. Der Rest verschwindet meist in der (gewünschten) Unschärfe.

 

Im Nah- oder Makrobereich werden Objekte bis zu einem Abbildungsmaßstab von ca. 1:1 fotografisch abgebildet. Das heißt, das Objekt wird dann in Originalgröße auf dem Chip abgebildet. Der Sensor (Chip) einer Spiegelreflexkamera (nicht Vollformat) hat eine Größe von ca. 15.6 x 23.5mm, das entspricht dem Kleinbildformat von 24 x 36mm oder dem Seitenverhältnis von 2:3. Jedes Objekt mit einer Größe von max. 15.6 x x 23.5mm wird bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1 dementsprechend in Originalgröße auf dem Chip abgebildet. Eine 1 C´t Euro Münze mit einem Durchmesser von 16,3mm würde also schon nicht mehr in Originalgröße auf dem Chip passen.

 

Mit einem normalen Objektiv erreicht man einen maximalen Abbildungsmaßstab von etwa 1:7 bis 1:10, deshalb spricht man bei solchen Aufnahmen nur von Tele- aber nicht von Makroaufnahmen. Einzig Objektive mit einer speziellen Makroeinstellmöglichkeit erzielen bei einer bestimmten Stellung (Brennweite) einen größeren Abbildungsmaßstab. Jedes Objektiv hat eine bestimmte Einstellgrenze die man einhalten muss, eine bestimmte Mindestentfernung zum Objekt. Makroobjektive sind anders konstruiert, sie haben eine Auszugsverlängerung über diese Einstellgrenze hinaus. Deshalb kann man mit ihnen näher an das Objekt herangehen und es dadurch formatfüllender abbilden.

 

Meine Erfahrungen beziehen sich auf das Sigma Makroobjektiv 105mm / F/2.8, es ist also ziemlich lichtstark und hat eine Naheinstellgrenze von 31cm. Dabei erzielt es einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1 und der eingebaute optische Stabilisator sorgt zudem für eine Blendenverbesserung von etwa 4 Blenden bei Freihandaufnahmen.

 

Die 31cm Naheinstellgrenze, gemessen von der Objektivspitze bis zum Chip, genügen in der Regel um sich langsam einem Insekt zu nähern ohne dass dieses die Flucht ergreift, deshalb nennt man diese Entfernung auch Fluchtdistanz. Bei einem 50 oder 60mm Makro muss man wesentlich näher an das Objekt (19cm) herangehen, bei einem 180mm Makro wird die Fluchtdistanz auf 47cm verlängert. Das Sigma hat eine Innenfoussierung, das Objektiv bleibt also immer gleich lang.

 

Ein großes Problem bei Makroaufnahmen ist die geringe Schärfentiefe, oft sind es nur wenige mm. Deshalb ist es auch schwer Makroaufnahmen Freihand zu machen, denn man bewegt sich immer ein wenig aus der Ebene hinaus. Da hilft oft nur ein Stativ, aber das macht die Aufnahmen von Blüten und Insekten etwas umständlicher. Stilleben oder ruhende Gegenstände lassen sich damit jedoch sehr gut fotografieren. Was der Fotograf überhaupt nicht genbrauchen kann ist Wind, das ist der Feind Nummer Eins bei Makroaufnahmen. Die Schärfe würde immer aus dem Fokus rauslaufen.

 

Die Schärfe lässt sich oft durch den Autofokus bestimmen, aber durch Körperbewegungen braucht er oft sehr lange bis er einen fixen Punkt gefunden hat. Besser ist es da den Autofokus auszuschalten, einen Abbildungsmaßstab einzustellen und sich mit der Kamera langsam dem Objekt zu nähern. So lange bis das Bild im Sucher oder auf dem Display scharf erscheint.

 

Die Wahl der Blende wird oft zur Qual und damit zu einer Gratwanderung, je größer die Blende ist desto geringer ist die Schärfentiefe, aber desto verschwommener wird der Hintergrund. Und das ist ja gerade bei Makroaufnahmen ein weiterer gewünschter Effekt. Man spricht dann von einem „schönen Bokeh“ (Bokeh = verschwommen).

Um die Schärfentiefe zu vergrößern wählt man dann oft eine viel kleinere Blende, das Sigma hat eine kleinste Blende von 45. Im Gegensatz zu normalen Objektiven wird bei Aufnahmen mit solch kleinen Blenden die Allgemeinschärfe nicht so stark gemindert.

 

Wohlgemerkt, bei diesen Aufnahmen spreche ich immer von einem Abbildungsmaßstab von 1:3 bis 1:1